Bericht:

HANS HASS - Filmvorführung im Bellaria Kino

Thomas Steigberger und Hennie Kissling

Am 30. September lud Divestyle.at zu einer privaten Filmvorführung ins Bellaria Kino. Über 180 geladene Gäste fanden sich trotz des frühen Sonntagmorgen-Termins in dem Wiener Traditionskino ein und belagerten schon eine Stunde vor Filmbeginn das Kino.

Die beiden Veranstalter & Moderatoren: Hennie Kissling und Thomas Steigberger

Gezeigt wurden sowohl die Biographie als auch der Film ,,Abenteuer im Roten Meer", der erste kommerziell erfolgreiche Dokumentarfilm von Prof. Dr. Hans Hass aus dem Jahr 1951. Der Tauchpionier zeigte darin erstmals Haie und andere Großfische einem breiten Publikum. Mittels selbst konstruierter Unterwasser-Kameras und spezieller Tauchausrüstungen wurde der Zauber des Roten Meeres erstmals auf Schwarz-Weiss Zelluloid gebannt. Der Film wurde bei der Biennale in Venedig mit dem ersten Platz ausgezeichnet und weltweit begeistert aufgenommen. Erstmals war damals auch seine spätere Frau und damalige Sekretärin Lotte Baierl im Bild, die als erste Frau unterwasser mit ihrem außergewöhnlichen Talent und ihrer Schönheit weltweit für größtes Aufsehen gesorgt hat.

Gesamter Bericht: nachzulesen auf www.DiveStyle.at

Dialog: Dina Michi Tom

Die beiden heimischen Theaterschauspieler Dina Kabele und Michael Schefts übernahmen ihre Rollen bei einer kurzen Lesung aus Original-Textstellen.

Dina:
“Hass bereitete eine Expedition ins Rote Meer vor. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um ein und dasselbe Thema: die Ausrüstung eines eigenen Forschungsschiffes. Er hatte das Tauchen als Sport und aus Entdeckerlust begonnen, doch inzwischen war er Biologe geworden und sah darin eine neue Möglichkeit für wissenschaftliche Forschung. Bisher waren die Meerestiere nur in Aquarien studiert worden, also außerhalb ihres natürlichen Lebensbereiches. Er wollte sie studieren, indem er sich selbst wie ein Meerestier unter ihnen bewegte.
Das Schiff sollte so groß sein, dass neben der Mannschaft sechs bis acht Wissenschaftler und Fotografen untergebracht werden konnten. Es sollte eine kleine schwimmende Forschungsstation sein, die direkt über den Korallenriffen verankert werden konnte. Hass entwarf Einrichtungen für Laboratorien, Tauchausrüstungen, Unterwasserkameras, Spezialgeräte. Die Geldmittel für dieses Schiff wollte er durch einen Film aufbringen. Das Rote Meer war das heißeste Meer der Welt, es sollte dort besonders schöne Korallenriffe geben. Bisher hatte sich noch niemand ins Rote Meer gewagt: die Küsten waren von Haien verseucht!"

Michi: „Um die enormen Mittel für ein neues Schiff zu verdienen, sah ich keinen anderen Weg als den über einen erfolgreichen Film. Für einen solchen musste ich jedoch vier bis fünf Männer nach Port Sudan mitnehmen und eine Arbeitszeit von drei bis vier Monaten ansetzen.
Lieber vom Ruderboot aus tauchen, als eine Frau auf einer Expedition! Eine Expedition ist einfach nur mit Männern zu machen. Sobald eine Frau in der Nähe ist, wird alles problematisch. Auch wenn sie noch so zäh und mutig und verlässlich ist – das liegt eben an den Männern. Ich würde nie eine Frau mitnehmen. Das wäre das Ende.
Ich verhandelte mit einem Wiener Verleih, der an meinem Projekt interessiert war. Der Direktor, Herr Schuchmann, war mir sehr freundlich gesinnt, aber er meinte, ins Abendprogramm kommen wir damit nicht, für Kulturfilme gäbe es eben nur einen beschränkten Markt.
Aber er soll ja eine Handlung haben! Wir hören von den Eingeborenen, dass riesenhafte Tiere mit Hörnern in den Riffen leben, und nach diesen suchen wir. Wir mieten eine Dow – eines jener wunderschönen alten Segelboote, die für die Perlenfischerei verwendet werden. Wir besuchen das Riffgebiet Shab Amber und die tote Stadt Suakin. Wir zeigen diese noch nie gefilmte Unterwasserwelt – und nach manchen Verwicklungen finden wir dann jene Riesentiere wirklich: die Mantas. Sie wissen ja, wie unheimlich sie aussehen; und es gibt noch größere. Ich sehe den Film und seine Handlung schon jetzt deutlich vor mir; an Farbigkeit und Spannung wird es dabei gewiß nicht fehlen!"

Tomi, im Publikum, werbend um Zustimmung: „Mantas hin, Mantas her, was das Publikum will, ist eine hübsche Frau!“

Michi, zu Dina gerichtet: „Ab nun sind Sie ein Mann! Vergessen Sie, dass Sie eine Frau sind. Wir sind jetzt auf einer Expedition und wir sind alle Männer. Es ist mir klar, dass das nicht ganz einfach sein wird. Aber wenn wir ein schlagkräftiges Team bilden wollen – und das müssen wir – können wir keine Rücksicht nehmen!“

Dina: „Dann müsst Ihr mich gefälligst auch als Mann akzeptieren und nicht als etwas Halbes. Ein Mann zu sein bedeutet nicht nur eine Pflicht, sondern auch ein Recht.“
Nachdenklich: „Wie habe ich mich da als Mann zu verhalten? Wie ich mich als Mädchen zu verhalten habe, weiß ich ganz gut – nun aber als Mann?
Im Kino werden dann die Leute in weiche Fauteuils zurückgelehnt sitzen, einander Bonbons anbieten und denken: Ach, wie nett! Auf so einem Schiff würde ich auch gerne fahren. Wie romantisch! Ich glaube, ich werde in Zukunft Expeditionsfilme mit ganz anderen Augen sehen, und bei unserem Film werde ich mich fragen: Bin ich das wirklich? Alle Dialoge, die wir ins Mikrofon sprechen, sind so perfekt und elegant - genauso, wie man sich unsere Gespräche in Wirklichkeit wünschen würde. Mir kommt es so vor, ich teile mich in zwei: Da ist das nette blonde Mädchen, das mit hübschen Flossenschlägen rings um blumenhafte Korallen schwimmt - zum Teil identifiziere ich mich mit ihm, bin es. Und dann wieder dieser Gestank an Bord, das enge Zusammensein, die unfreundlichen Bemerkungen und Spannungen - und ich mittendrin. Das ist, wenn ich ehrlich bin, ein anderes Mädchen.
Hass schreibt meist bis tief in die Nacht, entwirft Dialoge, zeichnet Szenenskizzen - seine Disziplin und Konzentration bei dieser Hitze und Anspannung sind zu bewundern. Ob ich es wirklich noch erleben werde, aus einem bequemen Kinostuhl die Expedition vor mir ablaufen zu sehen?"

Link: Auszüge aus den Büchern von Hans Hass

Bericht: